Ich stecke meinen Kopf in …

...die Bogenlampe Bow aus dem Internet mit dem Lampenschirm aus Messing und dem schweren Marmorfuß und hoffe, dass in mir ein Licht aufgeht.


Draußen ist es jetzt länger dunkel als hell und in mir auch. Der Weg vom Bett zur Arbeit ist der Weg von einem Dämmerzustand in den nächsten. Das Wetter grisgramgrau. Der Nachbar auch. Wir machen einen großen Bogen umeinander. Ich halte kurz die Luft an. Wechsle lieber die Straßenseite.

In mir stapeln sich Ideen wie Backsteine, was man alles machen könnte. Ich spiele Tetris mit meinen Einfällen. Ganz links ist noch etwas Platz. Jetzt rechts. Hochkant. Whaa – nicht so schnell! Kann nichts mehr abarbeiten. Die Mauer wird höher. Ich sehe den Horizont dahinter nicht mehr. Die Steine erreichen den oberen Spielfeldrand. Game over. Ich dämmere vor mich hin. Warte ab. Licht aus. Abwarten. Hoffe auf bessere Zeiten. Warten. Will loslegen. Werde wieder gebremst. Warten. Nächste Woche. Nächsten Monat. Nächstes Jahr. 365 Tage Stillstand. Durchhalten. Aushalten. Hinhalten.

Ich stecke meinen Kopf ganz tief in den Lampenschirm der Bogenlampe und drücke auf das kleine, runde Knöpfchen. Klick. Warmweißes Licht überströmt mein Gesicht. 40 Watt erleuchten mich. Ein Schalter Kreativität. Ein Knopfdruck Innovation. Das beruhigende Surren des Glühfadens schwirrt um meinen Kopf und hält meine Gedanken in Zaum. Wie Stubenfliegen ziehen sie unaufhaltsam ihre zackigen Flugbahnen um die Glühbirne. Umkreisen sie wie Planeten die Sonne. Bleiben in der Umlaufbahn. Sammeln sich. Für nächstes Jahr. Für morgen. Für jetzt gleich.